ISBN 3-936049-71-8
ISBN 978-936049-71-8
140 Seiten
16 €



 

Lily Zográfou
Beruf: Pórni [Hure]

Kurzgeschichten. Aus dem Griechischen von Ralf Dreis

„Mir liegt nichts an Ausdruck, Stil, Literatur. Ich schreibe keine Erzählungen. Ich lege Zeugnis ab über die Zeit, in der ich lebe. Alles, was ich niederschreibe, ist geschehen. Entweder mir oder anderen. Jahre schon verausgabe ich mich damit, alles und jeden zu beobachten. Das Leben dringt in mich ein, durch-dringt mich mit seiner Hässlichkeit, erfüllt mich mit Wut über seine Ungerechtigkeit, sein organisiertes Unrecht, demütigt mich mit meiner Unfähigkeit, mich zu widersetzen, mich wirksam zu erheben, mich gegen unsere ständige Erniedrigung zu verteidigen. Wäre ich noch einmal zwanzig, würde ich von den Berggipfeln herab beginnen, als Partisanin, Räuberin, Piratin, würde denen die Augen öffnen, die sich ohne Protest in ihr Schicksal ergeben, wie auch denen, die sich blind stellen. Nein, meine Revolution würde sich nicht gegen das Establishment und sein System richten, sondern gegen all jene, die es ertra-gen. Ich würde das geistige Elend zerschlagen, die Unterwerfung, die Anspruchslosigkeit. So oder so ist auf der Erde kein Platz für noch mehr Erniedrigte und Verachtete. Ebenso wenig wie sie weitere Markt-schreier für Revolutionsschablonen verträgt.“
Lily Zográfou

Obwohl Lily Zográfou (1922 – 1998) eine der erfolgreichsten zeitgenössischen Schriftstellerinnen Griechenlands war, wurde bisher nur ihr letzter, 1994 erschienener Roman I agápi árgise mia méra (deutscher Titel: Die Frauen der Familie Ftenoudos) in Deutschland veröffentlicht. Wir beabsichtigen, dies in den kommenden Jahren zu ändern. Das vorliegende Buch erschien erstmals 1978 mit dem Titel Epággelma: Pórni (Beruf: Hure) und hat in Griechenland mittlerweile die 40ste Auflage erreicht.


 

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